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HOLY UX INSIGHTS

CX-Konzeption einer Mobilfunkmarke

Journeys als Magneten

congstar und share launchen am 3. Juli 2023 die neue Mobilfunkmarke share mobile mit sozialem Spendenansatz. Mit jeder Tarifnutzung spenden Kund·innen automatisch 1 € an ein Bildungsprojekt, um digitale Bildung in Kenia zu fördern.

Wir, Tim und Meryem, waren Teil des CX-Teams in der Konzeptions- und Launch-Phase. In unserem Blogbeitrag möchten wir teilen, wie es uns gelang, grundlegende CX-Ansätze in den Aufbau der neuen Marke zu integrieren.

 

Die Story ihres Blogbeitrags haben Meryem und Tim uns bei unserem HOLY UX Event im März 2024 in Köln auch präsentiert.

Das Recording kannst Du Dir hier ansehen:

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Unsere Vorgehensweise und der Journey-Mapping-Prozess 🗺️

Man sollte meinen, dass es als Mobilfunkanbieter ein Leichtes wäre, die CX einer Mobilfunkmarke neu zu konzeptionieren. Prepaid-Tarife sind den Kund·innen bekannt, Produktinformationen und Check-Out-Prozesse sind immer ähnlich. Schauen wir genau hin, zeigt sich, dass sich dennoch Unbekannte einschleichen: Die Zusammenarbeit mit share und die damit einhergehenden Corporate Identity, die für die Frontend- und Backend-Entwicklung zuständigen Partner im Hintergrund, Vorgaben des Mutterkonzerns Telekom. Alle vier Punkte ließen uns zu dem Schluss kommen, dass wir mit viel Vorwissen dennoch bei null starten.

Diesen Herausforderungen begegneten wir, indem wir Customer Journeys skizzierten, die Journey-Schritte visualisierten und auf Basis dieser in die Kollaboration gingen. Unser kurzfristiges Ziel war es, schnell eine Grundlage zu bilden, auf der alle Kolleg·innen, extern sowie intern, mitarbeiten konnten. Dafür konzipierten wir die einzelnen Journey-Schritte in dem online Whiteboard-Tool miro mit der Entscheidung, jedem Zugriff zu gewähren.

Mit dem Aufsetzen der Journeys und dem Teilen der Inhalte auf einem miro Board wurden neben den kurzfristigen Zielen auch langfristige Ziele gesteckt.  Die Journey mit ihren einzelnen Schritten wurden als Haltepunkte für die Einteilung der Entwicklungssprints im agilen Entwicklungsprozess genutzt. Damit wurden auch die späteren Highfidelity-Designs immer wieder in der Form der Journey dargestellt. Die Customer Journeys und das damit einhergehende Visualisieren und Kollaborieren wurden zum Knotenpunkt des gesamten Projekts.

Von Unwissen zu Wissen in den Journeys 💡

Durch das Starten bei Null und den Unbekannten im Kopf, entschieden wir uns bewusst dazu, die Journey und die Inhalte nicht verbindlich festzulegen. Wir formulierten Fragen an die einzelnen Fachbereiche und das gesamte Team und stellten Wünsche aus Sicht der CX auf. Für jeden einzelnen Journey-Schritt schauten wir uns an, was es gerade im Markt, bzw. unseren eigenen Marken congstar und fraenk, dazu gibt, was unsere Kund·innen mit diesem Schritt erreichen und welchen Content und welche Interaktionen wir dazu benötigen. Daraus ergaben sich Fragen an die Fachbereiche: “Könnten wir das so darstellen?”, “Was müssen wir aus rechtlicher Sicht beachten?”, “Fehlen relevante Inhalte?” etc. Mit jeder Frage erhielten wir Antworten und konnten das Unwissen sowie die Annahmen damit in Wissen umwandeln

Customer Journeys als Magneten 🧲

Das uneingeschränkte Teilen und der transparente Umgang mit den Journey-Schritten, den Inhalten, unseren Fragen und Wünschen, unserem Unwissen und unseren Annahmen weckte Interesse bei allen Beteiligten. Die CX wurde konkret und schon früh im Projekt konnte eine Vorstellung umrissen werden, wie es mal sein könnte.

Alle Beteiligten wurden von uns durch die Journey geführt. Mit der Zeit merkten wir, dass unsere Fragen und Wünsche zu uns zurückkamen oder neu formuliert wurden. Auch andere Fachbereiche begannen damit, ihre Fragestellungen auf dem miro Board abzulegen und zu beantworten. Neben der Konzeption der CX sammelten sich rechtliche Inhalte, Hinweise zum Backend und andere fachspezifische Konzepte auf dem Board. Die Journey wurde mit all ihren Facetten über die prototypische Konzeption bis zu unseren High-Fidelity-Designs als zentrale Anlaufstelle von den verschiedenen Fachbereichen genutzt. Wir sahen die Journey zunehmend als Magneten für alle Projektbeteiligten.

Gemeinsame Reviews als Ritual 🤝

Zu jedem agilen Entwicklungsprozess gehören anschließende Reviews der Fortschritte bzw. Ergebnisse dazu. Im share mobile Team haben wir das klassische Review-Format etwas aufgebrochen. Auch uns stellte erst die Projektmanagerin des Frontend-Entwicklungsteams vor, woran sie im vergangenen Sprint arbeiteten. Zusätzlich erstellten wir aber noch Screenshots der einzelnen Screens und legten diese auf einem miro Board ab. So schafften wir wieder einen zentralen Arbeitsort für alle congstars und alle konnten ihr Expert·innen-Feedback hinterlassen: Legal-Hinweise, Produktmarketing-Anmerkungen, CX-Feedback usw.

Darüber hinaus hatten verschiedene Kolleg·innen unterschiedliche Testgeräte zur Verfügung, um durch die einzelnen Flows auf den Testumgebungen gehen zu können – wir schauten uns also nicht ausschließlich starre Screens an, sondern klickten uns durch die Low- und später High-Fidelity-Strecken auf den Smartphones. Das sorgte dafür, dass wir weitere Bugs identifizieren und unser Review-Feedback gemeinsam mit den Insights aus unseren explorativen Nutzer·innentests an die Entwicklung zurückgeben konnten.

Die abstoßende Wirkung des Magneten ⚠️

Doch neben all diesen positiven Eigenschaften des Magneten, durch die wir CX-Ansätze innerhalb der Konzeptions- und Aufbauphase etablieren konnten, haben wir auch die negative Wirkung des Magneten zu spüren bekommen:

  1. Durch unsere Herangehensweise, bei der wir verschiedene Kolleg·innen, interne wie externe, mit den gleichen Rechten ausgestattet haben, ist auf unseren miro Board immer wieder mal ein kleines Chaos entstanden. Regelmäßig mussten wir anhand der Board-Historie checken, was verrutscht wurde, und alles wieder an die richtige Stelle rücken.
  2. Unser Board wurde zum Dreh- und Angelpunkt für viele Fragen vor dem Launch. Und damit auch wir, als CX-Team. Viele Kolleg·innen kamen mit ihren Anliegen auf uns zu und suchten unsere Beratung auf – auch, wenn es eigentlich Belange anderer Fachbereiche waren.
  3. Unser Designer hatte mit zwei Parallelwelten zu kämpfen: Einerseits mussten Fortschritte auf dem miro Board dokumentiert werden, andererseits musste er gleichzeitig an den Figma-Dateien weiterarbeiten. In der dritten Phase des Journey-Mapping-Prozesses, “Realisieren”, sind wir daher komplett auf Figma umgestiegen.

Fazit

Jede einzelne Journey-Mapping-Phase hatte besondere Eigenschaften:

  • Die erste war geprägt von zahlreichen Unklarheiten, die bei uns Fragen aufwarfen.
  • In der zweiten Phase gelang es uns, durch Wireframes ein besseres Kontextverständnis zu schaffen.
  • Und in der dritten Phase konnten wir die letzten Feinschliffe durch Reviews sowie qualititative Nutzer*innen-Tests an unseren High-Fidelity-Designs vornehmen.

Für uns war es sehr wertvoll, von Anbeginn der CX-Konzeption in Journeys zu denken. 💭
Einen Prozess durchdringt man erst, wenn dieser vom Start- bis Endpunkt aus Nutzer*innensicht betrachtet wird – und das hilft nicht nur dem CX-Team, sondern auch allen anderen involvierten Stakeholdern.

Nutz ein Tool, das Dir ausreichend Freiheiten schenkt. 🔧
Auch, wenn miro Boards durch ihre unendliche Ausweitbarkeit schnell chaotisch werden können, waren sie für uns genau die richtigen Mittel, um Fortschritte zu dokumentieren, Transparenz zu schaffen und Kollaborationen zu ermöglichen.

Und damit kommen wir auch schon zur letzten Erkenntnis: Fokussier Dich! 🎯
Je zentraler all das Wissen, das die einzelnen Personen besitzen, an einem Ort gebündelt wird, desto mehr profitieren alle davon. Je weniger Unterlagen, Boards etc. es gibt, desto einfacher und effizienter können Rückfragen beantwortet und das Ziel im Fokus behalten werden. 

Portrait von Meryem Askin

Autoren dieses Blogartikels sind
Meryem Askin und Tim Schulte
Digital CX & UX Researcher bei congstar


https://www.linkedin.com/in/meryem-askin/
https://www.linkedin.com/in/tim-schulte-link/

Vielen Dank für Euren Input!
24.09.2024

Portrait von Tim Schulte